WWF und Morgeten Solar AG vereinbaren Umweltstandards für alpine Solaranlage
06. Dezember 2023
Der WWF will die Energiewende umweltverträglich umsetzen. Dazu setzte er sich diesen Sommer zusammen mit anderen Naturschutzorganisationen, den Planern alpiner Solaranlagen sowie Vertretern des Kantons Bern an einen Tisch, um mögliche Standorte zum Bau von Solarkraftwerken in den Alpen zu diskutieren. Das Baugesuch für die Anlage der Morgeten Solar AG ist das erste Projekt, das aus diesen Diskussionen hervorgegangen ist und nun öffentlich aufliegt. Als Anwalt der Natur, die selbst keine Stimme hat, hat der WWF die Unterlagen zu diesem Projekt eingehend geprüft und das Gespräch mit den Projektanten gesucht.
Das Ergebnis der Gespräche zwischen WWF und Morgeten Solar AG liegt in Form einer Vereinbarung vor. Das sind die Eckwerte:
- Umfassendes Monitoring: Über einen Zeitraum von zehn Jahren wird ein umfassendes Monitoring-Programm implementiert, um die Auswirkungen der Solarenergieanlage auf die lokale Fauna und Flora zu überwachen. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Bewertung der Umweltauswirkungen und die rechtzeitige Ergreifung von Massnahmen, falls erforderlich.
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Ersatz- und Wiederherstellungsmassnahmen: Die Vereinbarung legt klar fest, dass Schäden an Natur und Boden, die aufgrund des Solaranlagenbaus auftreten könnten, kompensiert werden müssen.
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Bewilligungsdauer: Offensichtlich ist es dem Gesetzgeber entgangen, die Bewilligungsdauer von alpinen Freiflächenanlagen festzulegen. Um klare Verhältnisse zu schaffen, haben Morgeten Solar AG und WWF vereinbart, dass bei einem Repowering (üblicherweise nach ca. 30 Jahren) die Bewilligung zwar nach wie vor gilt, aber eine Anpassung an die dann geltenden Umweltgesetze notwendig ist.
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Transparenz: Eine niederschwellige Begleitgruppe, bestehend aus Vertretern der betroffenen kantonalen Fachstellen, der Bauherrschaft, NGOs und der Alpkorporation, wird eingerichtet. Diese Gruppe wird das Monitoring und die Umsetzung der Vereinbarung begleiten, um sicherzustellen, dass die besten Umweltvorgaben eingehalten werden.
«Die Vorarbeiten und Prüfungen, die Morgeten Solar AG leisteten, um die Umweltauswirkung möglichst klein zu halten, sind hervorzuheben», sagt Chandru Somasundaram, Geschäftsführer des WWF Bern. «Mit der Vereinbarung versuchen wir für den Standort Morgeten Bewilligungsfristen und Ersatzmassnahmen zu regeln, die im Expresstempo der Solaroffensive untergegangen oder unterschätzt worden sind.» so Somasundaram.
Peter Stutz, Geschäftsführer der Morgeten Solar AG sagt: «Dieses Projekt ermöglicht die Produktion von erneuerbarem Winterstrom für Oberwil und Thun, den Anschluss der Alp Morgeten ans Stromnetz, die Sicherung ihrer Wasserversorgung, und einen neuen Stall. Alles unter Schonung der Natur.»
Christian Haueter, Bergvogt der Alp Morgeten fügt hinzu: «Als einheimischer Älpler kann Ich bereits auf sechzig Jahre ‘Klimageschichte’ zurückblicken. Die Dynamik der Veränderung in den letzten Jahrzehnten ist dramatisch und gefährdet die globale Nahrungsmittelproduktion. Im Alpenraum sind die Auswirkungen auf Fauna, Flora, Gletscher und den Wasserhaushalt am augenfälligsten. Die ‘Dekarbonisierung’ ist ein Gebot der Stunde, unsere alpine Solaranlage trägt dazu bei.»
Damit die Vereinbarung mehr als eine blosse Absichtserklärung bleibt, wird sie bei der zuständigen kantonalen Stelle als Antrag eingereicht.
Der WWF begrüsst, dass im vorliegenden Fall eine Vereinbarung getroffen werden konnte. Es gilt aber nach wie vor, dass jeder neue Standort für alpine Solaranlagen auf die Bedingungen vor Ort abgestimmt und auf die Umweltauswirkungen geprüft werden muss.
Kontaktpersonen:
Peter Sutz, Geschäftsführer Morgeten Solar AG, stutzpeter@mac.com, 076 588 15 89
Christian Haueter, Landwirt und Älpler, chhaueter@gmx.ch, 079 860 43 30
Chandru Somasundaram, Geschäftsführer WWF Bern, chandru.somasundaram@wwf.ch, 078 897 55 36
Gemeinsame Medienmitteilung WWF Bern und Morgeten Solar AG vom 06.12.2023