Umweltfachleute gegen Umfahrung Aarwangen

01. März 2023

Zum meteorologischen Frühlingsbeginn trafen sich in Aarwangen 20 Umweltfachleute und Naturinteressierte gegen die geplante Umfahrungsstrasse, über die am 12. März abgestimmt wird. Auf dem Spiel steht das Smaragdgebiet Oberaargau, ein Lebensraum für zahlreiche, europaweit bedrohte und deshalb geschützte Tier- und Pflanzenarten.

Am 12. März wird über die Umfahrungsstrassen in Oberburg und Aarwangen abgestimmt. In Aarwangen wird dabei ein besonderes Gebiet durchschnitten, das über die Berner Konvention als Smaragdgebiet geschützt ist. Das Smaragdgebiet Oberaargau wurde 2012 vom Europarat anerkannt und verdient spätestens seit dann einen besonderen Schutz. Dafür traten 20 Umweltfachleute zum meteorologischen Frühlingsbeginn bei einer gemeinsamen Begehung ein und unterschrieben als Erstunterzeichner ein entsprechendes Memorandum.

Bund und Kanton nehmen Berner Konvention nicht ernst

«Wie Bund und Kanton Bern die 37 in der Schweiz ausgeschiedenen Smaragdgebiete und insbesondere das Smaragdgebiet Oberaargau behandeln, ist ein Vollzugsversagen auf allen Ebenen» sagt Kurt Eichenberger, Biologe und Co-Geschäftsleiter des Vereins Natur statt Beton. Erstens hat der Bund in der Schweiz lediglich 1.55 % der Landesfläche als europäisch wichtige Naturschutzflächen ausgeschieden. Im Vergleich zur EU sind dies fast zwölfmal weniger! Zweitens ist der Schutz der Gebiete lediglich über bereits bestehende nationale Schutzinstrumente gewährleistet, was insbesondere beim Smaragdgebiet Oberaargau negativ ins Gewicht fällt. Hier sind nämlich nur 5% der Gesamtfläche in nationalen Inventaren enthalten, die restlichen 95% Fläche geniessen keinerlei zusätzlichen Schutz.

Umfahrungsstrasse führt bisherige Schutzbemühungen ad absurdum

Dennoch konnte in den letzten 15 Jahren einiges für den Schutz der Natur im Oberaargau erreicht werden. Der Verein Smaragdgebiet Oberaargau führte zahlreiche Aufwertungsmassnahmen durch, grösstenteils finanziert durch Programme von Bund und Kanton. Im Auftrag der öffentlichen Hand wurde vom Verein in einem Pilotprojekt auch ein Managementplan erarbeitet und 2016 publiziert. Dieser definiert 44 Zielarten und 24 prioritäre Lebensräume, welche erhalten und gefördert werden müssten. «Der Kanton Bern nimmt diesen Managementplan jedoch nicht ernst, ja er wird sogar ad absurdum geführt. Er wird nämlich in der Umweltverträglichkeitsprüfung für die Umfahrung Aarwangen nicht einmal als Grundlage einbezogen», sagt der Biologe Christian Hedinger, auf dessen Initiative das Smaragdgebiet zurückgeht. Auch wurde der Stellenwert des Managementplans vom Bund nie definiert und für die weiteren 36 Smaragdgebiete in der Schweiz fehlt er gänzlich.

Memorandum für eine Sistierung der Umfahrungsstrasse

Der Verein Natur statt Beton fordert deshalb vom Kanton Bern mit einem Memorandum die Festlegung des Stellenwerts des Managementplans für das Smaragdgebiet Oberaargau und eine Vorprüfung, die zeigt, ob sich die Strassenplanung grundsätzlich mit dem Schutz des Smaragdgebiets verträgt. Bis dann soll die Strassenplanung sistiert werden. Eine solche Vorprüfung wird in allen EU-Staaten für deren Smaragd-Gebiete (Natura 2000) verlangt und kann als «state of the art» bezeichnet werden. Auch die Berner Konvention wünscht sich die Umsetzung in der Schweiz und anderen Nicht-EU-Ländern auf diese Art und Weise. Die Stimmbürger haben die Chance, das Ruder bereits am 12. März in diese Richtung zu drehen, indem sie an der Urne ein Nein gegen die beiden Strassen in Oberburg und Aarwangen einlegen.


Kontaktpersonen


Zur Medienmitteilung im PDF Format

Memorandum für eine Sistierung der Umfahrungsstrasse


 

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