Medienmitteilung: Sterilisation von Wölfen: Kanton Bern manövriert sich mit absurdem Vorschlag ins Abseits
11. Februar 2025
Eine populistische Volksinitiative will Wölfe und Luchse im Kanton Bern bekämpfen. Sie ignoriert die Tatsache, dass der Handlungsrahmen für das Management von Beutegreifern auf Bundesebene festgelegt wird. Die Initiative ist deshalb nicht nur unnötig, sondern auch nicht umsetzbar. Die zuständige Finanzkommission des Grossen Rates will der Initiative nun einen Gegenvorschlag gegenüberstellen. Initiative und Gegenvorschlag suggerieren, dass der Kanton seinen Handlungsspielraum nicht ausschöpft. Dabei hat der Kanton schadenstiftende Wölfe und Luchse bisher stets zum Abschuss freigegeben, sobald die gesetzlichen Voraussetzungen für einen Abschuss erfüllt waren.
Sterilisation von Wölfen ist aufwändig, teuer und unrechtmässig
Wölfe sind keine domestizierten Tiere, für deren Wohlergehen der Mensch sorgt, sondern Wildtiere, bei denen sich ein grosser Teil des Daseins um die erfolgreiche Fortpflanzung dreht. In ihrem Gegenvorschlag fordert die Finanzkommission die Sterilisation von schadenstiftenden Wolfspaaren. Da aber auch sterilisierte Wölfe Nutztiere reissen können, würde diese, in Europa unerprobte, Massnahme Nutztierrisse nicht reduzieren. Eine Sterilisation ist zudem aufwändig und teuer. Darüber hinaus ist fraglich, ob die Sterilisation von Wildtieren bundesrechtlich überhaupt zulässig wäre. Dass eine solch experimentelle Massnahme in einem Kanton zur Debatte steht, in dem es noch nicht einmal ein Wolfsrudel gibt, ist die Spitze der Absurdität.
Schwächung des Herdenschutzes bestraft die Bauern, nicht den Wolf Obwohl Studien zeigen, dass geschützte Herden viel seltener angegriffen werden als ungeschützte, behauptet die Finanzkommission, dass Herdenschutzmassnahmen nur ungenügend wirksam seien. Anstatt weitere Schutzmassnahmen zu fördern, erschwert der Gegenvorschlag, dass Nutztierhalterinnen und Alpbewirtschafter Beiträge für zusätzliche Herdenschutzmassnahmen erhalten können. Dabei werden diese Beiträge sogar vom Bund finanziert. Den Bauern stünden so künftig weniger Fördergelder zum Schutz ihrer Tiere zur Verfügung. Das schadet den Bauern und der Alpwirtschaft.
Gegenvorschlag zurückziehen
Die Naturschutzverbände Pro Natura Bern, WWF Bern, BirdLife Bern und Gruppe Wolf Schweiz lehnen den realitätsfremden Gegenvorschlag ab und fordern die Finanzkommission auf, ihn ersatzlos zurückzuziehen. Die Initiative ist nicht verbesserungsfähig. Kantonale Sonderwege sind aufgrund der Bundeskompetenz im Umgang mit Wolf und Luchs nicht zielführend.
Kontakt für Medienanfragen:
Verena Wagner, Präsidentin Pro Natura Bern, 079 622 50 79, verena.wagner @natuerlichnatur. ch
David Gerke, Geschäftsführer Gruppe Wolf Schweiz, 079 305 46 57, david.gerke @gruppe-wolf. ch