Medienmitteilung: Das Biodiversitätserbe in Witzwil ist gefährdet

04. Juni 2024

Das Vorgehen des Kantons Bern bei der Verpachtung von 385 Hektaren Landwirtschaftsland der Justizvollzugsanstalt Witzwil, stösst bei den Umweltverbänden auf Irritation. Denn eine Nutzung dieser Flächen ohne gebührende Rücksicht auf die Natur stellt einen Rückschritt für die Biodiversität dar. Die Umweltverbände fordern daher ein gemeinsames Vorgehen.

Der Kanton Bern will bei der Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil 385 Hektaren Landwirtschaftsland verpachten. Obwohl das Gebiet für die Biodiversität von hohem Wert ist, werden erste Flächen einzelnen Landwirtschaftsbetrieben versprochen. Dieses Vorgehen irritiert die Umweltverbände WWF Bern, BirdLife und Pro Natura Bern: «Wir befürchten grosse Rückschritte für die Natur, deshalb haben wir den Regierungsrat Anfang Mai zu einem Gespräch aufgefordert, bisher haben wir keine Rückmeldung erhalten» sagt Chandru Somasundaram vom WWF Bern.

Hohe Bedeutung für die Biodiversität
Die 385 Hektaren Landwirtschaftsfläche liegen in einem Gebiet für Wasser- und Zugvögel von internationaler Bedeutung (WZVV), die vom Bund als Schutzgebiete für die Biodiversität bezeichnet werden. In diesem Gebieten müssen sich – gemäss Bundesinventar – forstliche und landwirtschaftliche Nutzungen nach den vorgegebenen Schutzzielen ausrichten. Zudem befinden sich die Flächen teilweise im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Es finden sich zudem Bestände seltener Arten, wie z. B. die vom Aussterben bedrohte Vogelart Grauammer und die Feldlerche, sowie bedrohte Amphibien wie der Laubfrosch oder Teichmolch. Eine Vergabe dieser Flächen hätte für die betroffenen Pächter eine starke Ausrichtung ihrer betrieblichen Strukturen an diese Naturwerte zur Folge. Ob dies den potenziellen Pächtern kommuniziert wird, ist unklar.

Fortschritte im Umweltbereich gefährdet
Die JVA Witzwil hat in den letzten Jahren verstärkt Massnahmen zum Schutz der Biodiversität ergriffen und hat damit erste Schritte ergriffen, um den gesetzlichen Verpflichtungen des Kantons im Bereich des Natur- und Heimatschutzes nachzukommen. Die Umweltverbände unterstützten die JVA Witzwil in ihrer Vorreiterrolle im Biodiversitätsschutz. So wurden in Zusammenarbeit zwischen JVA und Naturschutz ein Landschaftsentwicklungskonzept verabschiedet und zahlreiche Aufwertungen mit verschiedenen Partnern realisiert. «Diese Fortschritte zeigen, dass Landwirtschaft und Umweltschutz Hand in Hand gehen können. Das muss weiterhin gewährleistet sein und hier machen wir uns grosse Sorgen», sagt Martin Schuck von BirdLife Schweiz. Die Naturschutzorganisationen fordern daher den Kanton Bern auf, seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen und dem bedrohlichen Rückgang einheimischer Tier- und Pflanzenarten durch die Erhaltung genügend grosser Lebensräume und anderer geeigneter Massnahmen entgegenzuwirken. Dies muss unbedingt auch auf den kantonseigenen Flächen geschehen.

Für ein erfolgreiches Miteinander von Landwirtschaft und Natur.
Aus Sicht der Schutzverbände ist klar, dass die Produktion von gesunden Nahrungsmitteln nur in einer intakten Umwelt funktioniert. Dafür braucht es eine frühzeitige und umfassende Planung und einen guten Austausch mit allen beteiligten Akteuren von Schutz- und Nutzungsseite. BirdLife, WWF Bern und Pro Natura Bern bieten Hand, um solche Lösungen zu finden, damit die erreichten Erfolge für die Natur auf den 385 Hektaren Land des Kantons Bern langfristig erhalten und gefördert werden können.


Kontaktpersonen:

  • WWF Bern, Chandru Somasundaram, 076 552 18 15
  • BirdLife Schweiz, Martin Schuck, 076 609 23 12
  • Pro Natura Bern, Lorenz Heer, 079 612 74 51

Medienmitteilung vom 04.06.2024

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